Das Element, in welchem die Seele ihren Atem schöpft
Das Dialektprojekt
Friiseli, Flääsch und Krumbelich: Einige unserer Schülerinnen und Schüler wissen schon noch, was es damit auf sich hat. Aber es fällt auf, dass Dialektwörter nicht mehr einfach so tradiert werden. Dabei ist Dialekt keineswegs hinterwäldlerisch, wer Dialekt und Hochsprache kann, ist sogar besonders sprachkompetent. Denn Dialekte sind keine Sammelsurien von Fehlern, von zufälligen Abweichungen gegenüber der Schriftsprache, sie sind vielmehr eigenständige Sprachformen mit eigener Geschichte und eigenen Regeln. Goethe sagte, der Dialekt sei doch eigentlich „das Element, in welchem die Seele ihren Atem schöpft.“
Seit 2015 bekommen die 8. Klassen unserer Schule alljährlich Besuch von Frau Dr. Monika Fritz-Scheuplein vom Unterfränkischen Dialektinstitut (kurz UDI), einem Projekt des Lehrstuhls für deutsche Sprachwissenschaft an der Universität Würzburg.
Es wird den Jugendlichen vermittelt, was Dialekt ist und weshalb es sich lohnt, ihn zu pflegen, ihn nicht sterben zu lassen.
Interessant, wie sehr die dialektalen Wörter allein im unterfränkischen Sprachraum divergieren. Bisweilen gibt es sogar innerhalb einer engen Region Unterschiede. So gibt es etwa die Römhilder Stufe, eine gedachte Linie zwischen Henneberger Raum und Grabfeld, an der sich Dialektmerkmale, die den Sprechern selbst sehr bewusst sind, förmlich stauen und die sie von den Sprechern der angrenzenden Sprachlandschaft unterscheiden. Zwei Beispiele: Bis zur Römhilder Stufe heißt es statt „Brot“ und „tragen“ „Bruud“/„Bruuad“ und „dröö“, südlich davon, im Grabfeld, sagt man „Brood“ und „drooch“.
Am Ende dürfen die Lernenden dann noch spielerisch ihre Dialektkenntnisse testen.
Wir wollen Schüler, die in flüssigem Hochdeutsch formulieren und auch komplexe Sachverhalte adäquat ausdrücken können. Aber wir wollen auch das Bewusstsein schärfen für Sprachmöglichkeiten, für Lebendigkeit von Sprache, für Identität durch Sprache.
Text: Ivo Hawlitschek