Goethes Ballade „Der Fischer“ kreativ weitergedacht
Im Lehrplan der siebten Klasse ist die Beschäftigung mit Balladen fest verankert. Gleichzeitig „nutzen [sie] handlungs- und produktionsorientierte Methoden, um ihr Textverständnis abzubilden und zu vertiefen, z. B. durch Fortsetzungen, Umschreibungen aus anderen Perspektiven und in andere Textsorten“ (LehrplanPlus). Nach eingehender Analyse der Ballade „Der Fischer“ wurde das Verhalten und die Denkweise der Meerjungfrau, die den Fischer als Rache für sein Angeln dazu verführt, ihm in die Tiefe und damit in sein Verderben zu folgen, nachvollzogen. Dazu verfassten die Schüler*innen ein Interview zwischen einem Reporter und der Meerjungfrau, wodurch ihre Motivation und ihr Charakter deutlich wurden. Viel Spaß beim Lesen!
Text: Tine Maier-Fürsich
Bild: Meaghan Deák-Lehmann
Mord?- Meerjungfrau klärt auf
Ich: Wie kamen Sie mit dem Fischer ins Gespräch?
Nixe: Er wollte meine Freunde, die Fische, fangen und dann wollte ich mich rächen.
Ich: Was ärgerte Sie denn am Verhalten des Fischers?
Nixe: Ich fand es nicht toll, dass er meine Fische klauen wollte, warum machen Menschen so etwas?
Ich: Gute Frage! Mit welchen Argumenten wollten Sie den Fischer überzeugen?
Nixe: Eigentlich wollte ich ihn gar nicht überzeugen, ich wollte mich einfach dafür rächen, weil das nicht in Ordnung ist, ich fand das gemein und egoistisch.
Ich: Hat sich der Fischer während Ihres Gespräches verändert?
Nixe: Er hat aufgehört zu angeln und wurde so schlummerig.
Ich: Ist der Fischer freiwillig mit Ihnen ins Wasser gegangen?
Nixe: Hmm… also ich habe nur ein bisschen gesungen und ihn an der Hand genommen. Danach ist er mit mir ins Wasser gesprungen, zum Grund getaucht…ein bisschen habe ich ihn auch gezogen.
Ich: Ist er jetzt tot?
Nixe: Ich glaube schon, auf jeden Fall wurde der Fischer dann schwer und ich habe ihn los-gelassen, seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen.
Ich: Wo ist der Fischer jetzt?
Nixe: Irgendwo unten auf dem Meeresgrund.
Ich: Tut es Ihnen leid, dass Sie ihn ermordet haben?
Nixe: Wenn ich ehrlich bin, eher nicht, er hat gesehen, wie es für meine Fischlein war, ohne Luft zu sterben bzw. zu ersticken. Schließlich atmen Fische unter Wasser und Menschen an Land.
Ich: Oh, okay, danke für das Gespräch.
Nixe: Gerne, halt die Flosse steif!
Emily Türk
2022
Der Fischer wie vom Erdboden verschluckt
Wie konnte das passieren?
Interviewer: „Wie sind Sie ins Gespräch gekommen?“
Meerjungfrau: „Er wollte meine Fische fangen und dann habe ich ihn angesprochen.“
Interviewer: „Was ärgerte Sie am Verhalten des Fischers?“
Meerjungfrau: „Dass er einfach so und ohne meine Erlaubnis meine Fische fangen wollte.“
Interviewer: „Mit welchen Argumenten wollten Sie den Fischer überzeugen?“
Meerjungfrau: „Ich erzählte ihm nur, wie schön es unter Wasser ist, und außerdem noch, wie schön die Sonne und Mond unter Wasser glänzen.“
Interviewer: „Hat der Fischer sich während Ihres Gesprächs verändert?“
Meerjungfrau: „Ja, hat er, er wurde von böse zu gut und wollte mit ins Wasser.“
Interviewer: „Ist der Fischer freiwillig mit Ihnen ins Wasser gegangen?“
Meerjungfrau: „Der Fischer ist von sich aus freiwillig ins Wasser gegangen.“
Interviewer: „Was hat Sie daran gestört, dass der Fischer die Fische fangen wollte?“
Meerjungfrau: „Sie sind meine Familie und ich habe niemanden anderen außer sie.“
Interviewer: „Wie ist der Fischer ertrunken?“
Meerjungfrau: „Er fiel ins Wasser und war sich der Folgen nicht bewusst.“
Interviewer: „Wieso haben Sie dem Fischer nicht geholfen?“
Meerjungfrau: „Ich habe es nicht mehr rechtzeitig bemerkt und dann war er plötzlich weg.“
Interviewer: „Danke für Ihre Aufmerksamkeit und für Ihre Antworten.“
Elina Eichhorn und Veronika Trupp
2022
Angeln am Meerparadies
Interviewer: Hallo schöne Meerjungfrau!
Meerjungfrau: Hallo.
Interviewer: Wie kamen Sie denn mit Herrn Mauer, dem Fischer, ins Gespräch?
Meerjungfrau: Ich schwamm fröhlich in meinem traumhaftschönen Meerparadies und dann sah ich Herrn Mauer. Ich sagte einfach mal Hallöchen.
Interviewer: Was hat der Fischer darauf geantwortet?
Meerjungfrau: Er hat darauf überhaupt nicht geantwortet. Deswegen ließ ich ihn auf seinem Sonnenstuhl sitzen und schwamm davon.
Interviewer: Was ist dann passiert?
Meerjungfrau: Ein paar Minuten später winkte er mir aus der Ferne zu. Danach unterhielten wir uns eine ganze Weile.
Interviewer: Wie haben Sie sich während des Gesprächs gefühlt?
Meerjungfrau: Es war einfach nur schön und mein Herz ging auf, bis etwas passierte, das mich sehr verärgert hat.
Interviewer: Was hat Sie verärgert?
Meerjungfrau: Wir unterhielten uns und dann packte es seine schwarze Angel aus.
(kurze Stille)
Meerjungfrau: Ich wartete, bis er fertig ausgepackt hatte. Dann warf er die Angelschnur in mein wunderschönes Meerparadies. Daraufhin fragte ich Herrn Mauer, was er da tun würde.
Interviewer: Was hat Herr Mauer darauf geantwortet?
Meerjungfrau: Er antwortete: Was soll ich denn da tun? Ich fang mir kleine Fische, weil ich Hunger habe.
Interviewer: Wie haben Sie darauf reagiert?
Meerjungfrau: Aber das sind doch meine Fische und die werden nie gegessen! Du kannst doch auch eine Banane oder eine Kiwi essen.
Interviewer: Hat der Fischer sich darauf eingelassen?
Meerjungfrau: Nicht wirklich, er hat seine Angel und seinen Sonnenstuhl in seine Tasche gepackt.
Interviewer: Und dann?
Meerjungfrau: Weg – weg war er. (Grinsen)
Interviewer: Wissen Sie, wohin er gelaufen ist?
Meerjungfrau: Nein, das weiß ich leider nicht.
Interviewer: Was haben Sie danach gemacht?
Meerjungfrau: Ich spielte mit den kleinen Fischlein in meinem Paradies.
Interviewer: Eine Frage habe ich noch.
Ist Ihnen in dem Gespräch irgendetwas an dem Verhalten des Fischers aufgefallen?
Meerjungfrau: Nein, überhaupt nicht. Es war sehr schön mit dem Fischer zu reden. Er war nett.
Interviewer: Ist der Fischer wieder zurückgekommen?
Meerjungfrau: Ja, circa eine Stunde später kam er zurück. Warf die Angel aus und rutschte über die glitschigen Steinchen am Ufer.
Interviewer: Haben Sie ihm geholfen?
Meerjungfrau. Nein!
Interviewer: Vielen Dank für das Interview.
Meerjungfrau: Sehr gerne.
Maria Schmitt und Lisa Schwarz
2022
Fischer verschwunden
Verdächtige Meerjungfrau gibt Auskunft
Interviewer: Guten Tag, Meerjungfrau, ich bin von der Presse-Agentur Fischstäbchen.
Darf ich Ihnen einige Fragen stellen?
Meerjungfrau: Natürlich, legen Sie los.
Interviewer: Wie sind Sie mit dem Fischer ins Gespräch gekommen?
Meerjungfrau: Er wollte einfach meine kleinen Fische fangen und dann habe ich ihn darauf angesprochen.
Interviewer: Was ärgert Sie denn am Verhalten des Fischers?
Meerjungfrau: Na, dass er einfach ohne zu fragen und total rücksichtslos meine Fische holen wollte.
Interviewer: Mit welchen Argumenten wollten Sie den Fischer überzeugen?
Meerjungfrau: Ich erzählte ihm nur, wie schön es unter Wasser ist und dass die Sonne noch schöner als an Land aussieht. Außerdem, wie wundervoll der Mond glitzert.
Interviewer: Hat sich der Fischer während Ihres Gesprächs verändert?
Meerjungfrau: Ja, hat er. Sein kaltes Herz wurde plötzlich warm.
Interviewer: Ist der Fischer freiwillig mit Ihnen ins Wasser gestiegen?
Meerjungfrau: Der Fischer ist freiwillig und nichts ahnend ins Wasser gestiegen. Ich habe nur ein wenig nachgeholfen. Da kann ich ja nix dafür.
Interviewer: Wie haben Sie den Fischer überhaupt entdeckt?
Meerjungfrau: Ich sah meinen Fischen hinterher, wie sie zu einem Angelhaken im Wasser schwammen, daraufhin habe ich beschlossen, den Fischer zur Rede zu stellen.
Interviewer: Wie haben Sie die Aufmerksamkeit des Fischer auf sich gezogen ?
Meerjungfrau: Ich tauchte aus dem Wasser auf und begann ein Liedchen zu singen.
Interviewer: Ok, zum Schluss noch eine letzte Frage. Was haben Sie jetzt mit dem Fischer vor?
Meerjungfrau: Er wird als Babysitter für meine Fischbabys arbeiten, deren Eltern er geholt hat, und als Putzmann die Korallen reinigen, die sind echt sehr schmutzig.
Loucia Lingerfelt, Stella Omert und Lilo Sperl
2022