Geld oder Grille

Ein Indianer besucht einen weißen Mann. In einer Stadt zu sein, mit dem Lärm, den Autos und den vielen Menschen – all dies ist ungewohnt und verwirrend für ihn.
Die beiden Männer gehen die Straße entlang, als der Indianer plötzlich stehen bleibt: „Hörst du auch, was ich höre?“ Der andere horcht: „Alles, was ich höre, ist das Hupen der Autos und das Rattern der Omnibusse.“ „Ich höre ganz in der Nähe eine Grille zirpen.“ „Du musst dich täuschen. Hier gibt es keine Grillen. Und selbst wenn es eine gäbe, man könnte sie bei dem Lärm nicht hören.“ Der Indianer geht ein paar Schritte weiter und bleibt vor einer Hauswand stehen. Wilder Wein rankt an der Mauer. Er schiebt die Blätter auseinander – und da sitzt tatsächlich eine Grille.
Der andere sagt: „Indianer können eben besser hören als Weiße.“ „Ich bin nicht sicher“, erwidert der Indianer, lässt sich ein 50-Cent-Stück geben und wirft es auf das Pflaster. Es klimpert auf dem Asphalt, Leute bleiben stehen und sehen sich suchend um. „Siehst du“, sagt der Indianer, „das Geräusch, das das Geldstück gemacht hat, war nicht lauter als das der Grille. Und doch hörten es viele. Wir alle hören eben nur das, worauf wir zu achten gewohnt sind.“

aus: Andere Zeiten e.V. (Hrsg.): Typisch! Kleine Geschichten für andere Zeiten, Hamburg 132015, S. 40f.

Okay, heute kommt doch ein kleiner Arbeitsauftrag (ups…):

Geh mal raus vor die Haustür, in den Garten, in die Fußgängerzone, in den Park, in den Wald – was hörst du?
Nimm dir ein paar Minuten Zeit und lausche. Wenn du möchtest, kannst du dich auf eine Bank oder auf den Boden setzen und einige Zeit verweilen. Genieße die Geräusche um dich herum.
…Und gehe gestärkt und mit einem besonderen Klang im Ohr wieder nach Hause.

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