Schulleiterin Dr. Kerstin Vonderau (links) stellte die aktuelle Preisträgerin für Moderne Fremdsprachen am Rhön-Gymnasium Bad Neustadt, Trang Nguyen (2. v.l.), der Stifterin des Preises, Mechtild Benkert (3. v. l.), vor.
Benkert hielt auf Einladung von Siegfried Voll (re.) von den Freunden des Rhön-Gymnasiums einen Vortrag zum Thema „Die Feder ist mächtiger als das Schwert“.
Wenn Ehemalige berichten, hören aktive Schüler gerne zu. „Gerne auch freiwillig“, wie Mechthild Benkert bei ihrem Vortrag vor der Q-Stufe des Rhön-Gymnasiums bemerkte, vor allem dann, „wenn sie freiwillig gemacht wurden“, wie die Absolventin des Jahrganges 1986 mit einem lächelnden Augenzwinkern den anwesenden Oberstüflern zuwarf.
Unter dem Titel „Die Feder ist mächtiger als das Schwert“ berichtete sie über ihren nicht ganz gewöhnlichen Lebensweg von ihrer Kindheit und Jugend in Bad Neustadt über das Studium in Passau, Cardiff und Paris hin zu der Position als eine von zwölf deutschen Anwälten des weltweit rund 10.000 Juristen zählenden Anwalts-Corps der US-Streitkräfte.
Anhand von zahlreichen Anekdoten machte Benkert deutlich, warum eine deutsche Zivilanwältin für die amerikanische Armee in Grafenwöhr/Oberpfalz von so großer Wichtigkeit ist – sei es, weil die amerikanische Soldatin den deutschen Hundezüchter verklagen will, weil der gekaufte schwarze Labrador nicht ganz schwarz ist, sondern auch noch weiße Flecken hat, oder aber weil die deutsche Vermieterin den amerikanischen Mieter dazu verpflichten will, immer am Freitag das Treppenhaus zu putzen, weil man das halt hier auf dem Land so macht, obwohl im Mietvertrag steht, dass nur einmal in der Woche – egal wann – geputzt werden muss.
Oder aber, weil der amerikanische General genervt von einer knapp einhundert Jahre alten deutschen Eiche ist, die vor seinem Fenster steht, sein Büro verdunkelt und „deswegen da weg muss“. Und der dann mit Bestürzen feststellen muss, dass ihm da deutsche Verwaltungsvorschriften einen Strich durch die Rechnung machen – die auch für ihn gelten, egal ob General oder nicht.
Das Prinzip Zufall spielte für die 52jährige Juristin eine Rolle, als es um die Frage ging, wie sie damals eigentlich zu ihrem Job kam: „Ganz banal – über das Neustädter Arbeitsamt“. Im Jahr 1996 mit abgeschlossenem Studium in der Tasche hatte Benkert die Idee, einfach auch einmal über das Arbeitsamt den Markt zu sondieren – denn: Ein Internet heutiger Prägung war damals noch reine Zukunftsmusik und das Angebot von Stellen für Berufseinsteiger überschaubar. Und da stand da diese Stelle bei der US-Army, auf die sie sich bewarb und weswegen sie nach Würzburg zum Bewerbungsgespräch eingeladen wurde – Zufall Nummer eins.
Zufall Nummer zwei: Nach dem Gespräch wurde sie in der kaserneneigenen Burger King-Filiale am Hubland von ihrem späteren Vorgesetzten zum Essen eingeladen, was zum fremdsprachlichen Realitätscheck werden sollte. Denn sie bestellte sich einen Salat mit Vinaigrette-Dressing. Am Tisch dann die Frage ihres Gastgebers, was
es denn noch für andere Dressings gegeben habe. Zwei, so die Referentin, habe sie mühsam gerade noch zusammengebracht. Entscheidend sei aber gewesen, wie sich erst Jahre später herausstellen sollte, was sie dann antwortete: „Ich habe ihm gesagt: Ich kann noch einmal schnell vorgehen und nach den anderen Saucen fragen.“ Das habe ihm gezeigt, dass sie durchaus in der Lage sei, Probleme zu lösen. Und damit hatte sie den Job, den sie inzwischen seit 23 Jahren ausübt. Und für den sie, wie Siegfried Voll von den Freunden des Rhön-Gymnasiums am Ende der Veranstaltung noch betonte, bereits mit einem der höchsten Verdienstorden der US-Streitkräfte für zivile Mitarbeiter ausgezeichnet ist.
Den „schlauen Köpfen von Bad Neustadt“ legte Benkert noch nahe, sich nicht nur um die Zukunft des Klimas zu sorgen, sondern auch die Emanzipation nicht aus den Augen zu verlieren. Denn gerade in Sachen Gleichberechtigung sei man in der heutigen Gesellschaft noch nicht so weit, wie man sein könnte. Und: „Tun Sie etwas, was Ihnen Spaß macht, und verdienen Sie nicht nur Geld!“ mahnte sie, wobei sie von Schulleiterin Dr. Kerstin Vonderau unterstützt wurde, die der Rednerin zum Schluss mit Trang Nguyen noch die aktuelle Trägerin des Förderpreises „Moderne Fremdsprachen“ vorstellte. Ein Preis, den Benkert seit fast 20 Jahren jedes Jahr aufs Neue stiftet.
Text und Bild: Johannes Benkert