Professor Dirk Werling über den Einfluss von Mikroorganismen auf die Gesundheit
Sie sind mit bloßem Auge nicht zu erkennen, besitzen jedoch einen sehr großen Einfluss auf unsere Gesundheit: Mikroorganismen. Das verdeutlichte der ehemalige Schüler des Rhön-Gymnasiums und jetzige Professor für Molekularimmunologie, Dirk Werling, an seiner ehemaligen Schule. Eingeladen wurde er vom Verein der Freunde des Rhön-Gymnasiums rund um dessen Vorsitzenden Siegfried Voll. Diesem ist es ein Anliegen, immer wieder Absolventen der Schule an ihre einstige Wirkungsstätte zu bitten, um jetzigen Schülern Einblicke in deren Berufsleben zu gewähren.
Hartmut Brunner, Mitglied der Schulleitung und 2. Vorsitzender des Vereins der Freunde, hieß den gebürtigen Mühlbacher herzlich willkommen. Dirk Werling machte im Jahr 1986 in Bad Neustadt sein Abitur. Nach dem Studium der Tiermedizin und Stationen in der Schweiz, den USA und Afrika arbeitet er nun seit mehr als zehn Jahren am Royal Veterinary College der Universität London. Bis heute sei er seiner Schule eng verbunden geblieben, stellte Brunner heraus. So habe er eine Stiftung für „Jugend forscht“ eingerichtet und Abiturienten Praktikumsplätze an seinem Institut ermöglicht.
Professor Werling beschäftigt sich mit seiner Gruppe an der Tierärztlichen Fakultät in London hauptsächlich damit, neue Impfstoff-Technologien zu entwickeln, um den Einsatz von Antibiotika bei Nutztieren senken zu können und gesündere Tiere zu erhalten.
Antibiotika gelange über die Verabreichung bei Tieren in den allgemeinen Kreislauf und damit auch in Lebensmittel, führte Dirk Werling vor über 150 Schülern und einigen interessierten Gästen aus. Mehr und mehr treffe man zudem auf Bakterien, die gegen Antibiotika resistent sind. „Wir haben Schwierigkeiten, den Antibiotika-Einsatz in den Griff zu bekommen“, so der Wissenschaftler. Mittlerweile herrsche Einigkeit, dass der Einsatz von Antibiotika bei Nutztieren reduziert werden müsse. Dementsprechend müsse man neue Wege finden.
Hier setzt Werling mit seinem Team an. Im Visier haben sie dabei das sogenannte Mikrobiom (Gesamtheit aller den Menschen oder andere Lebewesen besiedelnde Mikroorganismen). Diese übernehmen im Körper zahlreiche nützliche Aufgaben. Die meisten Mikroorganismen sind im Darm anzutreffen, der auch das Hauptforschungsfeld von Werling ist.
Mikroorganismen finden vor allem ihren Weg durch die Hautoberfläche oder die Nahrung in den Darm. Forschungsergebnisse besagen, je mehr man in jungen Jahren Kontakt mit Bakterien habe, umso gesünder lebe man später. Sprich eine erhöhte Hygiene bzw. häufiges Hände waschen erhöhe die Angreifbarkeit des Körpers und das Entzündungsrisiko. Die Kolonisierung des Darms mit bestimmten Mikroorganismen, mit „guten“ Bakterien, sei sehr wichtig, betonte Dirk Werling. Auf Rückfrage meinte er, dass es durchaus von Bedeutung sei, ob man auf dem Land oder in der Stadt lebe. „Die Rhön ist kein schlechter Platz zum Wohnen.“
Es gebe eine „Darm-Hirn-Achse“, fuhr Werling in seinen Ausführungen fort. Das, was sich im Darm abspiele, habe Auswirkungen auf das Immunsystem und umgekehrt. Die Darm-Hirn-Achse sei ein interessantes Ziel für Behandlungsstrategien zahlreicher Krankheiten. Insofern sei sein Forschungsgebiet auch für die Humanmedizin interessant.
„Der gezielte Einsatz von guten Bakterien hat Einfluss auf die Gesundheit“, erklärte Werling. „Bakterien im Darm sind sehr gut für uns. Man ist nicht so empfänglich für Entzündungen.“ Ein besseres Verständnis der Zusammenhänge zwischen Darmmikrobiom und der Entstehung von Krankheiten könne neue Therapien ermöglichen, fasste Werling zusammen. „Denkt an Euren Darm und Ihr bleibt gesünder“, appellierte er an die Anwesenden.
Biologielehrer Oliver Fuchs dankte Professor Dirk Werling für seinen Vortrag und die Verbundenheit zum Rhön-Gymnasium. Das Referat sei ein „Hochgenuss“ für Naturwissenschaftler gewesen und Werling selbst „ein Leuchtturm unter unseren Absolventen“.
Sigrid Brunner, Rhön- und Saalepost vom 2.12.2017